flora-metaphorica

Wir stellen vor: Künstlerin Tina Altus

Leipzig ist die Geburtsstadt vieler kreativer und innovativer Ideen und Projekte und immer wieder werden wir davon überzeugt, dass diese hier so schnell wohl auch nicht ausgehen. Bei unserem letzten Design Date haben wir Künstlerin Tina Altus kennengelernt, die uns von ihrem Projekt flora-metaphorica erzählte und spätestens als wir eines ihrer Werke sahen, war klar, dass wir sie Euch gern vorstellen möchten.

Tina ist gebürtige Leipzigerin und kreiert ganz besondere Kunstwerke aus gespressten Blüten. Klar, ein Herbarium haben wir alle schon mal in der Schule gemacht, aber was Tina da fertigt, ist um einiges anspruchsvoller und aufwendiger, als ein paar Blätter zwischen Zeitungspapier zu legen und dann in einem schweren Lexikon zu pressen. In den Arbeiten der Künstlerin erkennt man jede noch so feine und zarte Blüte und es ist erstaunlich mit wie viel Hingabe, Experimentierfreude und Geduld Tina aus den unterschiedlichsten Blumen eindrucksvolle Kunstwerke zaubert. In denen kann man mit ein bißchen Fantasie dann kleine Kronen, Fische, Vögel, Elfen und andere Überraschungen entdecken, die sich in den Formen der Blüten verstecken und erst im gepressten Zustand zum Vorschein kommen.

flora metaphorica

Es ist wahrlich eine Metamorphose, die hier stattfindet, denn die verschiedenen Blumen und Blüten werden mit Tinas Arbeit konserviert und so in Bilder für die Ewigkeit verwandelt. Da verwundert es auch nicht, dass schon die ersten Bräute auf die Kunstwerke von flora-metaphorica aufmerksam geworden sind und ihren Brautstrauß nach der Hochzeit vertrauensvoll in Tinas Hände geben, um ein einmaliges Kunstwerk aus ihren Blüten und eine zauberhafte Erinnerung an ihren schönsten Tag zurück zu erhalten. Es entsteht ein neues, künstlerisches Objekt, das weder eintrocknet noch verstaubt und den Blumenstrauß dennoch für immer konserviert. Eine schöne Alternative zum getrockneten Brautstrauß.

Tinas Werke eignen sich auch perfekt als besonderes Geschenk für Taufen, Geburtstage oder andere Anlässe und werden dem Beschenkten viele Jahre lang Freude bereiten. Kleine feine Arbeiten in alten Jugendstilrahmen und auch Schmetterlingskästen aus Blüten finden sich in ihrer Werkstatt.

Wir haben Tina in ihrem kleinen Connewitzer Atelier getroffen und uns mit ihr über ihre einzigartige Idee unterhalten.

Tina, was hast Du vor flora-metaphorica gemacht und wie bist Du letztendlich auf diese besondere Idee gekommen?

Ich bin schon immer künstlerisch tätig gewesen, zum Beispiel im Theaterwesen oder  in der Malerei, habe im MDR ich eine Galerie installiert; die Beschäftigung mit Kunst gehört einfach zu meinem Leben. Die Begeisterung für die Natur, mein Forschungsdrang und mein Abenteuergeist haben mich dann zu den Blüten geführt. Die Pflanzenwelt hat mich schon immer fasziniert, so habe ich zum Beispiel schon früher Samen von Pflanzen gesammelt und daraus Schaukästen gebaut. Die Samen sind wie Flugobjekte – was die Natur sich alles einfallen lässt, ist wirklich interessant. Von da aus war es dann wahrscheinlich nur noch ein kurzer Moment, bis mir die Idee mit den Blüten vor die Füße fiel.

Wie genau kam Dir die Idee dann konkret?

Beim Schulanfang von einer Freundin letztes Jahr habe ich mich beim Kaffee trinken ein bißchen gelangweilt. Die Tafel war liebevoll dekoriert mit kleinen Streublümchen, die ich dann einfach eingesammelt habe. Zu Hause wurden sie gepresst und so entstand für die Kleine das erste Blüten-Bild. Ich war aber schon gut vorbereitet, den ganzen Winter lang hatte ich mich mit dem Pressen beschäftigt. Meine Arbeit ist eine Verneigung vor der Natur und vor dem Kreatürlichen. Ich lenke meinen Blick auf scheinbar Unwesentliches, entdecke darin Dinge und mache daraus etwas ganz Eigenes. Die Dinge haben nur die Bedeutung, die wir ihnen geben, jeder kann das selbst entscheiden. Ich treibe Dinge gern auf die Spitze und so habe ich immer weitergemacht, bis ich zufrieden mit den Ergebnissen war!

Ich treibe Dinge auf die Spitze!

Was muss bei Deinen aufwändigen Arbeiten denn alles beachtet werden und wie hast Du herausgefunden was funktioniert und was nicht?

Ich habe vor etwa einem Jahr angefangen mit meinem gesammelten Material zu üben. Aus einer riesigen Sammlung an gepressten Blüten entstanden die ersten freien Arbeiten. Ich weiß mittlerweile was geht und was nicht und zum großen Teil kann ich schon vorher sehen, was aus den einzelnen Blüten entsteht. Beim Pressen muss man natürlich sehr behutsam vorgehen, jede Blüte muss anders behandelt werden. Angefangen beim Anpressdruck, über das richtige Papier, den passenden Leim und geeignete Unterlagen. Zum Beispiel arbeite ich gern auf Gold und Silber, weil das sehr edel wirkt, aber das ist am Schwierigsten. (lacht). Die Farben ändern sich beim Pressen, dürfen aber nicht verloren gehen, das ist die Herausforderung. Außerdem wollte ich den perfekten Rahmen für meine Arbeiten finden und habe dann mit einem Partner in Berlin selbst eine geeignete Rahmung entwickelt. Die speziellen Acryl-Rahmen in unterschiedlichen Ausführungen versehen die Blüten mit einem 3-D-Effekt und bewahren sie sicher vor Staub und UV-Strahlung. Die Objektrahmungen haben einen UV-Schutz-Art-Glas in Museumsqualität. Die Blüten selbst werden auch noch einmal mit einem UV-Lack geschützt, damit sie nicht verblassen. Insgesamt habe ich anderthalb Jahre an der Entwicklung gearbeitet und bin mit dem Produkt, das es jetzt gibt, vollauf zufrieden. Meine Idee der Verwandlung von Eventsträußen in Bilder für die Ewigkeit habe ich mir per Gebrauchsmuster schützen lassen und bin in Europa die Einzige, die so arbeitet.

flora metaphorica
flora metaphorica

Wie läuft es bei der Gestaltung ab? Haben Deine Kunden bestimmte Wünsche, wie das Bild aussehen soll oder überlassen sie diesen Part komplett Dir?

Es kommt immer ganz darauf an. Ich habe Prototypen, die ich zeigen und an denen man sich orientieren kann. Das Bild kann dann zum Beispiel eher kaleidoskopisch aufgebaut sein und ganz symmetrisch oder eher frei und wild verstreut. Außerdem kann man sich selbst den Untergrund und die Art des Rahmens aussuchen. Ich muss immer wieder schauen, welches Potential der Strauß und das entstandene Material haben. Ein einfacher Schriftzug wie Ja oder Eternity ist auch möglich. Jedes Bild trägt meine künstlerische Handschrift und es gibt auch Motive, die würde ich nicht legen, zum Beispiel Schiffchen. (lacht)

Lassen sich für Deine Arbeiten alle Blüten verwenden und welche sind Deine Favoriten?

Ganz, ganz vieles ist möglich, aber nicht alle Blüten eignen sich zum Pressen. Ich verwende die, mit denen es möglich ist und die am Schönsten sind. Die Calla geht zum Beispiel nicht, die lässt sich ganz schlecht trocken und pressen. Ansonsten mag ich Rosen in allen Farben, vor allem Wildrosen – sie werden zu Herzen – ob Päonien, Orchideen,  Rittersporn, Jungfer im Grünen oder Astranzien; es gibt so viele tolle Blüten, die kann ich nicht alle aufzählen. Vor allem bei den Wiesensträußen gibt es immer sehr viel spannendes Material. Es gibt nichts, was ich mir nicht anschauen würde. Die verschiedenen Blüten müssen dann auch unterschiedlich behandelt und gepresst werden. Ich arbeite mit säurefreiem Papier, unter anderem, um die Farben zu erhalten. Ich arbeite auch mit Seidenpapier oder mit ganz starkem Papier, damit ich die Blüten mit der Pinzette wieder abtrennen kann. Gepresst werden die Blüten in einer alten Holzspindelpresse aus einer Buchbinderei. Die habe ich auf Ebay ersteigert und sie leistet hervorragende Dienste.

Flora Metaphorica 2

Wenn ich Dir heute einen frischen Blumenstrauß bringe, wie lange dauert es, bis ich Dein fertiges Werk erhalte? 

Je nachdem wie aufwändig es ist, dauert meine Arbeit sechs bis acht Wochen. Das Trocknen der Blüten allein dauert je nach Material zwei bis drei Wochen, manchmal auch länger, und dann beginnt mein künstlerischer Prozess, bei dem das Bild gelegt und geklebt wird. Danach muss es noch gerahmt werden. Wenn der frische Strauß nicht persönlich übergeben werden kann, gibt es übrigens auch eine spezielle Transportkiste, in der der Strauß sicher verschickt werden kann.

Zum Schluß noch unsere obligatorische Kiss & Tell Frage: Wo ist Dein persönlicher Lieblingsort in Leipzig?

Ich bin total gerne am Kanal. Da kann man laufen, Rad fahren und in der Natur gleichzeitig sein. Außerdem gibt’s dort die alten, charmanten Industriebauten. Ansonsten bin ich vor allem gern draußen unterwegs, an den Seen, im botanischen Garten,  im Rosental, die Liste ist lang. Leipzig hat einfach alles! Die Leute machen hier Urlaub mittlerweile. Leipzig ist eine wilde schöne Stadt mit Flair, Studenten und Kultur. Ich liebe zum Beispiel auch die vielen kleinen Theater oder das Panometer.

Vielen Dank für das Interview!

Wer Tinas Arbeiten einmal aus der Nähe brachten möchte, der kann das in der Innenstadt an drei verschiedenen Orten tun. Im Café Telegraph, im Modeatelier der Designern Silke Wagler Couture gegenüber der Thomaskirche und im Schaufenster des Steigenberger Hotels. Während der Designers‘ Open im Oktober wird außerdem im Männermodegeschäft herMAN am Südplatz eine Auswahl zu sehen sein. Oder Ihr vereinbart einen Termin in Ihrem Atelier.

Flora Metaphorica 3

Flora Metaphorica

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